Die Schlacht um Sahurus
Mit den Charakteren von T.EU. im Hinterkopf sowie der Inspiration, die mir „Der Herr der Ringe“ gegeben hatte, stand meinem Werk nun nichts mehr im Wege. Ich nahm also einen Bleistift in die Hand und schrieb los. Seite um Seite füllte ich einen linierten Collegeblock mit der Geschichte, die langsam in meinen Gedanken Gestalt annahm. Einen wirklichen Plan, wohin die Handlung dieser Geschichte führen sollte, hatte ich nicht. Und so ließ ich mich einfach treiben. „Die Schlacht um Sahurus“ nannte ich mein Werk. Der Held der Geschichte war Euhplos, der Vorfahre Euoplos aus T.EU., ein Einsiedler aus den Wäldern einer Insel, die zu den Saurischen Inseln, dem Reich des Königs Rex, gehörte. Er war ein einfacher Saurier ohne Hintergrundgeschichte, der dem König durch Zufall das Leben rettete und von diesem mit der Herrschaft über eine kleine Insel belohnt wurde.
Bald tauchte auch das Böse in der Gestalt des Venos von Gruftenstein auf, der später als Vorlage für Omrunas, den Heerführer der Mursogi, dienen sollte. Euhplos stürzte sich von einem Abenteuer ins nächste, traf auf unheimliche und seltsame Wesen und erfreute sich des Lebens als Herrscher seines eigenen kleinen Reiches, während die Handlung der Geschichte lose auf das Erscheinen des Herrn des Bösen hinsteuerte. Wie in den meisten Fantasy-Geschichten trat dann schließlich auch ein Zauberer auf – und zwar Lyhstros, der Vorfahre Lystris aus T.EU., der ein alter Freund des Waldbewohners Euhplos war.
Waldbewohner und Zauberer? War da nicht etwas? Richtig, Euhplos und Lyhstros waren nichts anderes als die ersten Entwürfe für Naron und Lurano. Freilich unterschieden sie sich nicht nur durch die Tatsache, dass sie Saurier waren, von ihren späteren Varianten, denn noch ähnelte „Die Schlacht um Sahurus“ der späteren Naron-Reihe allerhöchstens in winzigen Grundzügen. Gemeinsam kämpften Euhplos und Lyhstros nun gegen Venos von Gruftenstein und dessen Bruder Malos, in weiterer Folge dann auch gegen Malignos, den Herrn des Bösen, selbst.
Wie „Die Schlacht um Sahurus“ wohl ausgegangen wäre? Wahrscheinlich mit dem Sieg über den Herrn des Bösen, der zu Beginn der Handlung von T.EU. ja in einer Höhle eingesperrt war. Aus Gründen, an die ich mich nicht mehr erinnern kann, gelang es mir jedenfalls nicht, diese Geschichte zu vollenden. Nach einundsechzig Seiten war mein anfänglicher Eifer verflogen. Die Handlung verlief sich in Nebensächlichkeiten und – wie es noch oft der Fall sein sollte – war ich einfach nicht mehr mit dem zufrieden, was ich da geschrieben hatte.
Damals hätte ich die Schriftstellerei wohl beinahe aufgegeben. Doch der Traum eines eigenen Fantasy-Epos lebte nach wie vor. Und so begann ich von vorne. Euhplos blieb Euhplos, der Zauberer Lyhstros tauchte auch wieder auf, ebenso die Bedrohung durch den Herrn des Bösen. Zum ersten Mal war Malignos nun Teil eines Pantheons von Göttern und bereits im Prolog von seinem Widersacher Santos, dem Herrn des Lichtes, besiegt und gefesselt worden. Dieses Motiv blieb auch in den anderen Fassungen erhalten und wird wohl manch einem von Euch aus der Naron-Sage bekannt vorkommen.
Der zweite Entwurf war nur acht Seiten lang und blieb ebenfalls unvollendet. Der dritte Versuch von „Die Schlacht um Sahurus“ war dann schon etwas strukturierter als ihre beiden Vorgänger. Es gab sogar schon ein Inhaltsverzeichnis. In dieser Fassung tauchten dann zum ersten Mal die Schattenspringer als Diener des Bösen auf, die sich in beinahe unveränderter Gestalt bis zur fertigen Naron-Reihe hielten. Auch das Dorf Rieruas – wie Reruwalt bis kurz vor der Veröffentlichung von „Der Weiße Schatten“ noch hieß – gab es in diesem Entwurf bereits. Doch auch die dritte Fassung blieb freilich unvollendet.
Es folgten zwei weitere, sehr kurze Versuche, die der Erwähnung kaum wert sind. Die sechste und letzte Fassung von „Die Schlacht um Sahurus“ jedoch brachte wieder einige Neuerungen mit sich. Hatte ich meine Geschichte spätestens seit meinem dritten Entwurf als eine ganze Reihe von Büchern konzipiert, erhielt der erste Teil dieser Reihe nun endlich einen Namen: „Der dunkle Schatten“. Diesem Buch war ein recht ausführlicher Prolog vorangestellt, in dem zum ersten Mal die Schlacht am Umcalorion – beziehungsweise damals noch Omcalurion – beschrieben wurde. Alacrion, der König der Saurier, zog in den Krieg gegen Malignos – an seiner Seite Arachnia, die Königin der Spinnen.
War „Die Schlacht um Sahurus“ bisher eine in sich geschlossene Geschichte gewesen, gab es nun plötzlich auch eine Geschichte hinter der Geschichte. Damit war der Grundstein für das spätere Sarucho-Legendarium gelegt. Auch Euhplos bekam eine Hintergrundgeschichte – eine Vergangenheit, die der Narons nicht unähnlich war. Freilich werde ich an dieser Stelle nicht näher darauf eingehen, zumal die Herkunft des Helden auch in der Naron-Reihe eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Noch war aus dem Saurier Euhplos jedoch nicht der Mensch Naron geworden. Doch das Zeitalter der Dinosaurier neigte sich unweigerlich dem Ende zu, woran ein König, der nun erstmals den Namen Rexian trug, maßgeblich beteiligt war…