Einblicke #7: Das Siegel im Meer

So sehr sich die Geschichte, an der ich nun schon so lange arbeite, im Laufe der Jahre verändert hat, manche Dinge ändern sich nie. Ein gutes Beispiel ist das sogenannte Siegel im Meer. Schon in meinen ersten Entwürfen, als meine Geschichte noch „Die Schlacht um Sahurus“ hieß, meine Charaktere Dinosaurier waren und Naron den Namen Euhplos trug, war mir klar, dass der Herr der Finsternis nach seiner Befreiung über einer Insel im Meer in Erscheinung treten würde. Freilich war das in diesem Entwurf kaum verwunderlich, spielte sich die gesamte Handlung doch in einem Archipel ab, der aus zahlreichen kleinen Inseln bestand. Auf einer dieser Insel brach Omrunas’ Vorläufer Venos mit Hilfe des Silbernen Pteranodon – der Büste eines Flugsauriers – das Siegel, das den Herrn der Finsternis fernhielt.

So sehr sich die veröffentlichte Geschichte auch von diesen ersten Entwürfen unterscheidet, blieben doch ein paar Einzelheiten erhalten: Die Rückkehr des Herrn der Finsternis. Das Siegel. Die Insel. Auf diesen Grundsteinen errichtete ich dann das Fundament der Handlung. Zwar änderte ich die biologische Art meiner Charaktere ebenso wie die geographischen Begebenheit meiner Welt, doch das Siegel blieb im Meer. So tauchte auch im Manuskript von „Der Weiße Schatten“ die Zeile „Das Siegel im Meer mag versagen, doch blicke nach Süden.“ auf, die ich später zu einem wesentlichen Bestandteil der Offenbarung des Orleas umformulierte.

Trotz dieser frühen Erwähnung wurde das Siegel erst im dritten Teil meine Reihe wirklich wichtig, der zunächst sogar den Arbeitstitel „Das Siegel im Meer“ trug. Dort war es nämlich das Ziel, auf das die Handlung des Buches ausgerichtet war; aufgrund seiner Stellung im Gesamtwerk könnte man es gar als Mittelpunkt der Reihe bezeichnen. Zwar änderte sich der Weg dorthin im Laufe zahlreiche Überarbeitungen, das Siegel selbst, sowie die Insel, auf der es lag, überstanden diese Umwälzungen jedoch größtenteils unverändert.

Zunächst sah die Handlung vor, dass Naron die Insel aufsuchte, um Horonchor daran zu hindern, die gestohlenen Schlüssel ihrem Zweck zuzuführen. Gemeinsam mit den Truppen und der Flotte des Fürsten von Lewinien bewachte er Siegel und Insel, um dann in einer großen Schlacht gegen den Feind anzutreten. Allerdings gefiel mir diese Variante bald nicht mehr und ich entschied mich für einen anderen Ansatz, der auf Heimlichkeit und Täuschung beruhte. Später wusste Naron also nichts mehr von dem Siegel. Damit die Täuschung gelingen konnte, machte ich die Insel, die ursprünglich nur als Standort besagten Siegels gedacht war, zugleich zu der Stelle, an der das Reich der Götter der sterblichen Welt am nächsten war.

Hinter allerlei Gerüchten und Lügen verborgen blieb das Siegel im Meer also bis in die veröffentlichte Fassung in Funktion und Standort erhalten. Auch an der Insel änderte sich vom ersten Entwurf weg wenig, wohl aber an den Umständen. Zu guter Letzt änderte ich den Arbeitstitel des Buches, um den Höhepunkt der Handlung nicht vorwegzunehmen. Ironischerweise wird das nun titelgebende Lied der Dämmerung ebenfalls am Höhepunkt der Handlung beim Zerbrechen des Siegels im Meer gesungen.

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