Einblicke #2: Belph

Im dritten Kapitel von „Der Eid des Verräters“ gibt es eine Stelle, in der Naron, Lurano und Rexian von Wölfen angegriffen werden. In der veröffentlichten Fassung dauert dieser Angriff nur einige wenige Augenblicke, in denen Lurano ein ganzes Wolfsrudel mit einem seiner Zauberbanne betäubt. Dieses im Großen und Ganzen recht belanglose Ereignis dient einzig dem Zweck, die Gefahren aufzuzeigen, die in dem Land lauern, das die drei Männer durchqueren.

Im ersten Manuskript und einem Großteil der früheren Fassungen war dieser Zusammenstoß mit den Wölfen jedoch weitaus bedeutender. Dort traf Naron nämlich auf den Wolf Belph, einen alten Bekannten seines Ziehvaters Narvanros. Dieser Name mag dem einen oder der anderen bekannt womöglich sein, tauchte er doch in der Kurzgeschichte „Der Sohn des Meeres“ auf, in der es darum ging, wie Narvanros seinen Ziehsohn Naron am Strand des Meeres findet. Dieser Belph war derselbe alte Wolf, auf den Naron in den frühen Fassungen von „Der Eid des Verräters“ traf. Gemeinsam mit einigen Artgenossen hatte er sich unter einem jungen Leitwolf namens Wigarf in den Stillen Hügeln niedergelassen. Dort verbargen sich die Wölfe vor den Menschen, die sie jagten. Dementsprechend schlecht war ihr Anführer auch auf die drei Männer zu sprechen, die in sein Reich eingedrungen waren.

Es kam zum Streit zwischen Rexian und Wigarf, infolgedessen die Wölfe den König und Naron festsetzten, um sie Omrunas auszuliefern. Lurano entkam und verhalf seinen beiden Begleitern mit Belphs Unterstützung zur Flucht. Der alte Wolf fühlte sich Naron und vor allem dessen Ziehvater verpflichtet, sodass er sich gegen die seinen stellte und die drei Menschen sicher nach Xerdon geleitete. Dort blieb er an Narons Seite, kämpfte gemeinsam mit diesem gegen Omrunas‘ Diener und folgte ihm dann auch nach Theladien. Gemeinsam mit Bormias stellte er sich dem Curach entgegen und er nahm an den Schlachten bei Varuvils Wall teil.

Auch in den früheren Fassungen von „Das Lied der Dämmerung“ tauchte Belph noch auf, jedoch schickte ich ihn – da die Geschichte keine Verwendung mehr für ihn hatte – gemeinsam mit Pairot in seine Heimat nach Havalan zurück, als Naron nach Vanrania aufbrach. Schon da bemerkte ich, dass ich eigentlich gar nicht wusste, was ich mit dem Charakter machen sollte.

Warum aber wurde Belph dann gänzlich aus den veröffentlichen Fassungen gestrichen? Nun, das hatte mitunter den Grund, dass ich das Gefühl hatte, mich zu wiederholen. Schließlich hatte ich Naron bereits in „Der Weiße Schatten“ einen tierischen Begleiter zur Seite gestellt. Dass der titelgebende Weiße Schatten eigentlich ein Mensch in Tiergestalt, Belph dagegen tatsächlich ein Wolf mit der Gabe, die menschliche Sprache zu sprechen, war, machte für mich keinen großen Unterschied. Ich erkannte, dass die Geschichte auch gut ohne ihn auskam.

Belphs Beiträge zur Handlung schrieb ich an einigen Stellen auf andere Charaktere um, während ich sie anderorts ganz wegließ. Da heißt jedoch nicht, dass der Charakter Belph vollkommen aus der Geschichte Saruchos getilgt wurde. Immer noch spielen er und seine Artgenossen eine wichtige Rolle in der Hintergrundgeschichte von Narons Ziehvater Narvanros. Von dort aus mögen sie eines Tages wieder ans Licht treten.

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