Recalion II
Geschichte
Junge Jahre
Recalion wurde im Jahr 2314 E.Z. als Sohn Regnadons, des Königs von Erbarior, und Nirenes, einer Bauerntochter aus Wulmanur, in Xerdon geboren. Er wuchs im Königspalast von Solmanad auf, wo er aufgrund der niederen Abstammung seiner Mutter auf viel Verachtung stieß. Seine beiden Halbschwestern Ainisare und Virisare hassten ihn, sein Halbbruder Reruan dagegen kümmerte sich rührend um ihn. Recalions Erziehung lag in den Händen seiner Mutter, da sein Vater mit dem Krieg gegen Lau-Onn beschäftigt war, der zu dieser Zeit bereits auf dem Boden Erbariors wütete. Als Recalion vier Jahre alt war, wurde die Hauptstadt selbst von den Aurokanisa angegriffen. Die gesamte Königsfamilie floh daraufhin nach Auvagan, während der König versuchte, den Feind zurückzuschlagen. Es war Reruan, der die Belagerung der Hauptstadt durchbrach, die Aurokanisa vertrieb und der Königsfamilie die Rückkehr nach Xerdon ermöglichte.
Tod der Mutter
Als Recalion zehn Jahre alt war, erschlug sein Vater seine Mutter im Streit, schob die Schuld jedoch auf Meuchelmörder aus Lau-Onn. Recalion, der nichts von den Umständen von Nirenes Tod wusste, war am Boden zerstört. Bei seinem Vater fand er keinen Trost, sein Halbbruder war kaum noch in Xerdon, seine Halbschwester begannen ihn zu quälen. Zwar tat Turanoth, der Bruder seiner Mutter, der als Beamter im Palast arbeitete, sein Bestes, um ihm das Leben erträglicher zu machen, doch wagte dieser es nicht, sich allzu sehr in die Belange der Königsfamilie einzumischen. Schließlich war es Jalani, die Fürstin von Wulmanur, die sein Vater gegen deren Willen geheiratet hatte, die sich Recalions annahm. Obwohl er nicht ihr eigener Sohn war, kümmerte sich Jalani um Recalion und entzog ihn, sooft sie es konnte, Regnadons Einfluss und dem von dessen Töchtern. Zu dieser Zeit freundete Recalion mit dem gleichaltrigen Daiwanir an, dem Sohn einer Dienerin der Fürstin.
Tod des Halbbruders
Die Unsicherheit, die im Königspalast herrschte, wurde ein ständiger Begleiter für den heranwachsenden Recalion. Nur selten war er glücklich – zumeist dann, wenn er von den Erfolgen seines Bruders im Krieg erfuhr. Vom Krieg selbst hielt sein Vater ihn fern, hielt er ihn doch für ungeeignet, da Recalion sehr mitfühlend war. Durch den Einfluss seiner Stiefmutter erkannte der junge Prinz währenddessen mehr und mehr, was für ein Mann sein Vater war. Als Reruan im Jahr 2333 E.Z. in Nyolasa fiel, war Recalion ebenso wie sein Vater am Boden zerstört. Glaubte er zunächst über die gemeinsame Trauer ein Band zu Regnadon knüpfen und diesen zum Guten bewegen zu können, musste er bald einsehen, dass sein Vater verloren war. Zudem begann Regnadon seinen Sohn zu hassen, da dieser noch am Leben, Reruan aber tot war.
Flucht nach Vanrania
Da seine Stiefmutter die Gefahr erkannte, in der Recalion schwebte, verhalf sie dem Prinzen zur Flucht aus Xerdon. Nur sein Onkel Turanoth und sein Freund Daiwanir begleiteten ihn. Als Regnadon erkannte, dass sein Sohn verschwunden war, sandte er sogleich Arethéren aus, um diesen zu töten. Recalion entzog sich seinen Häschern, indem er Schutz in Vanrania suchte. Fast ein Jahr lang zog er mit seinen beiden Begleitern durch die Wälder, ehe er durch Zufall auf Raruonor, den Großkönig von Vanrania, traf. Dieser nahm ihn an seinen Hof in Dewodios auf. Dort verbrachte Recalion die nächsten sechs Jahre seines Lebens in einem Frieden, den er bisher nicht gekannt hatte. Er führte viele Gespräche mit Raruonor und lernte von diesem viel über die Pflichten eines Herrschers.
Rückkehr nach Erbarior
Während er in Frieden lebte, kamen Recalion immer wieder Berichte vom andauernden Krieg zwischen Erbarior und Lau-Onn zu Ohren. Nach einem tiefgreifenden Gespräch mit Raruonor entschied sich der nunmehr siebenundzwanzigjährige Prinz, dass es an ihm war, dem Wahnsinn seines Vaters ein Ende zu bereiten. So kehrte er mit Turanoth und Daiwanir heimlich nach Erbarior zurück, wo er die nächsten Monate damit verbrachte, Verbündete um sich zu scharen. Er erkannte schnell, dass es sowohl beim Volk als auch beim Adel viele gab, die Regnadons Herrschaft überdrüssig waren und sich nur aus Furcht nicht gegen diesen erhoben hatten. In Mirgrim, dem Fürsten von Niranach, fand er einen mächtigen Verbündeten, in dessen Tochter Osélia die Liebe seines Lebens.
Sturz des Vaters
Im Jahr 2342 E.Z. sah Recalion die Zeit gekommen, seinen Vater zu entmachten. Beinahe der ganze Kronrat und unzählige Fürsten, Grafen und Beamte des Reiches waren auf seiner Seite, als er den Palast stürmte. Dort musste er sich seinen Halbschwestern zum Kampf stellen, die mittlerweile dem Blutschattenkult angehörten und über mächtige Zauber verfügten. Im Zuge dieses Kampfes fand Mirgrim den Tod, doch wurde auch Ainisare getötet, während Virisare schwer verletzt die Flucht ergriff. Daraufhin trat Recalion seinem Vater gegenüber und ließ diesen nach einem letzten fruchtlosen Gespräch von seinen Verbündeten abführen und in ein tiefes Verlies werfen. Danach ließ sich Recalion vom Kronrat und Fürstenrat zum zweiundfünfzigsten König von Erbarior krönen. Zugleich nahm er Osélia von Auvagan zur Frau.
Der Falsche Friede
Noch am Tag seiner Krönung entsandte Recalion Boten nach Lau-Onn und trat mit Denan-Nyo, dem König von Lau-Onn, in Verhandlung. Nachdem Recalion alle Truppen aus dem Feindesland abgezogen hatte, schlossen die beiden Könige Frieden. Recalions erstes Jahr als König war von vielerlei Wirrnissen geprägt und trotz der Lehren Raruonors, die er zu beherzigen versuchte, gelang es ihm nicht, die Wunden des Krieges vollständig zu heilen. So musste er hinnehmen, dass das Fürstentum Guilar sich von Erbarior abspaltete, was ihm viel Missbilligung aus den eigenen Reihen einbrachte. Während Recalion beim Volk großes Vertrauen genoss, war sein Verhältnis zum Adel zwiespältig. Auch, dass er sich weigerte, seinen Vater hinrichten zu lassen, gefiel nur den wenigsten. Einzig die Geburt seines Sohnes Rexian im Jahr 2343 E.Z. war ein Lichtblick für den König.
Krieg mit Lau-Onn
Acht Jahre nach dem Sturz seines Vaters entflammte der Krieg mit Lau-Onn trotz Recalions Bemühungen erneut. Da der König um das Wohl seiner Familie fürchtete, sandte er Osélia und Rexian nach Vanrania, wo diese von Raruonor aufgenommen wurden. Dort wurde auch seine Tochter Reméa geboren, die er erst nach dem Ende des Krieges das erste Mal sehen sollte. Wenngleich Recalion den Krieg hasste, nahm er doch an unzähligen Schlachten teil, sah er es doch als seine Pflicht an, an der Seite seiner Untertanen zu kämpfen. Er errang viele Siege und musste manche Niederlage erdulden, während er unablässig erfolglos versuchte, den Krieg zu beenden. Widerspruch aus den eigenen Reihen – auch von seinem langjährigen Freund Daiwanir, der ihm mittlerweile als Heermeister diente – sorgte dafür, dass sich der Dritte Krieg zwischen Erbarior und Lau-Onn in die Länge zog. Erst durch das Eingreifen Raruonors endete dieser im Jahr 2356 E.Z. schließlich.
Wiederaufbau
Nun trat Recalion nach dem Krieg erneut mit Denan-Nyo ins Gespräch und legte den Grundstein für einen dauerhaften Frieden. In den darauffolgenden Jahren verbrachte er viel Zeit damit, sein Reich wiederaufzubauen und die Beziehungen zu seinen Nachbarn – insbesondere zu Lau-Onn – zu stärken. Dass ihm sein jugendlicher Sohn Rexian dabei half, erfüllte ihn mit großem Stolz. Vom Krieg und dem ewigen Streit müde standen Volk und Adel größtenteils geeint hinter dem König, sodass Erbarior seinen Glanz innerhalb weniger Jahre wiederherstellen konnte. Der Friede machte Recalion jedoch blind gegenüber den Netzen, die in seinem Rücken gesponnen wurden.
Letzter Kampf
Als im Jahr 2363 E.Z. Mursogi nach Theladien einfielen und Fürst Faunuil den König um Hilfe bat, zögerte Recalion nicht. Mit einem Heer ritt er eilends nach Norden, um sich der Eindringlinge anzunehmen. Allerdings hatten sich die Mursogi mit dem Blutschattenkult verbündet, der insgeheim unter dem Befehl von Recalions Halbschwester Virisare stand. Durch eine List gelang es Virisare zudem, Daiwanir auf ihrer Seite zu ziehen. Der Heermeister lockte den ahnungslosen Recalion in einen Hinterhalt, wo dieser durch die Pfeile der Mursogi starb. Recalions Leiche wurde nach Xerdon gebracht, wo der König an der Seite seiner Ahnen im Palastgarten beigesetzt wurde.
Persönlichkeit
Recalion war Zeit seines Lebens ein sehr mitfühlender Mensch. Das Wohl seines Volkes lag ihm am Herzen und er hasste den Krieg. Nur selten zeigte er Härte und er suchte mit allen, die Streit mit ihm hatten, das Gespräch. Er hörte meist auf den Rat seiner Freunde und Untergebenen, worin manche eine Schwäche sahen. Er legte auch sehr viel Wert auf die unverfälschte Meinung des Volkes, weshalb er sich bisweilen unerkannt unter die Menschen mischte, um von Angesicht zu Angesicht mit seinen Untertanen sprechen zu können.
Erscheinung
Wie die meisten aus seinem Geschlecht war Recalion hochgewachsen und schlank. Er hatte lockiges, blondes Haar und trug einen kurz geschnittenen Bart. Seine Augen waren von einem hellen Grün.
Erwähnung
- DWS: 22-23, 64, 90, 206, 335, 371
- DEDV: 12, 54, 84, 128-129, 134, 157, 167, 188, 209, 381, 475, 539