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Vanrania


Geschichte

Gründung

Das Großkönigreich Vanrania wurde im Jahr 1621 E.Z. nach dem Krieg der sechs Reiche ausgerufen, als Silvena Frieden zwischen den Reichen Vanranias gestiftet hatte. Zum Zeichen dieses Friedens pflanzte sie auf dem heiligen Berg der Vanrier eine Weide, wo sie sich in der Folge mit ihren engsten Vertrauten niederließ. Dort wurde sie von den Königen der sechs Reiche zur ersten Großkönigin von Vanrania gekrönt. In den ersten Jahren ihrer Herrschaft lag Silvenas Augenmerk vor allem darauf, den Frieden zu erhalten. Sie empfing oftmals Gesandtschaften und bereiste die sechs Reiche, um Streit zu schlichten. Während sie den ihr untergebenen Königen dabei die größtmögliche Freiheit ließ, begannen ihre Untertanen, sie beinahe wie eine Göttin zu verehren. Mit fremden Reichen hatte Vanrania indessen kaum Umgang, fürchteten doch nicht wenige Silvena als mächtige Hexe.

Die Heilige Weide

Da Silvena von göttlichem Blut war, herrschte sie mehr als siebzig Jahre über Vanrania, ohne zu altern. Im Laufe der Jahrzehnte gab es viele Männer aus den sechs Königreichen, die um die Hand der ewig jugendlichen Großkönigin anhielten. Silvena wies sie alle ab, was zu manchem Streit führte. So kam es gar zum Krieg zwischen den Prinzen von Miselar und Enylenia, die beide von der Großkönigin zurückgewiesen worden waren. Als Silvena einschritt, wurde sie von einem vergifteten Pfeil getroffen. Wohl vermochte sie es, den Frieden wiederherzustellen, doch spürte sie, dass ihr Tod nahte. So bestimmte sie ihre Großnichte Velevil zur Erbin, ehe sie sich auf die von ihr gepflanzte Heilige Weide legte und starb. Ihr Körper wurde von dem Baum verschlungen, der von da an als Verkörperung Silvenas galt.

Meromis’ Hilfegesuch

Velevil führte die Herrschaft ihrer Großtante fort und hielt die sechs Reiche durch ihr Wohlwollen und ihre Güte zusammen. Nun kam es, dass Meromis, die Thronfolgerin des erbarischen Königs Meroriel, Randogrim, einen entfernten Verwandten der Großkönigin heiratete. Als Meromis daraufhin die Hilfe des Waldvolkes im Krieg gegen das Knochenvolk bat, schlossen sich ihr bald vier der sechs Könige an. Da diese jedoch nicht ohne den Segen der Großkönigin in den Krieg ziehen wollten, überzeugte Meromis auch Velevil von der Wichtigkeit ihres Anliegens. So geschah es, dass die Großkönigin Erbarior ihre Hilfe gewährte und damit ein Bündnis schuf, das viele Jahrhunderte lang Bestand haben sollte.

Freundschaft mit Erbarior

In den kommenden Jahrzehnten zogen Erbaren und Vanrier immer wieder gemeinsam gegen das Knochenvolk in den Krieg. Schließlich gelang es Meromis’ Sohn Menvalon, den Feind endgültig zu besiegen. Daraufhin wohnte Velevil selbst der Krönung des neuen Königs in Solmanad bei und schenkte diesem einen Setzling der Heiligen Weide, der das Band zwischen Erbarior und Vanrania festigen sollte. Als die Vanrier nach dem Krieg nach Hause zurückkehrten, bemerkte Velevil, dass ihre Kinder sich durch den Umgang mit den Erbaren verändert hatten. Zwei ihrer Töchter und ihr Sohn waren dem Streben nach Macht erlegen und trachteten nun danach, die Vormachtstellung der Großkönigin für ihre eigenen Zwecke zu missbrauchen.

Erbfolge

Da Velevil nun nicht wusste, welches ihrer Kinder ihre Nachfolge antreten sollte, machte sie – einem Traum folgend – die Heilige Weide zur Richterin. Einzig Enylene, die jüngste noch jungfräuliche Tochter der Großkönigin, war reinen Herzens und vermochte es, den Baum durch ihre Berührung zum Blühen zu bringen. So war es dann auch Enylene, die nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 1732 E.Z. die Krone der Großkönigin erhielt. Freilich hatte sie in den ersten Jahren ihrer Herrschaft mit dem Widerspruch ihrer Geschwister zu kämpfen, doch wagten es diese nicht, den Frieden zu stören. Nun legte Enylene fest, dass nur eine jungfräuliche Frau aus dem Königsgeschlecht die Heilige Weide berühren und das Erbe der Großkönigin antreten durfte. Diesem Gesetz folgend wurde nach ihrem Tod ihre Tochter Venaphyle gekrönt. Da Venaphyle keine Kinder hatte, ging die Krone von ihr weiter an Vanraméa, die Tochter ihres Bruders.

Jahre des Friedens

Über viele Jahrhunderte hindurch kümmerten sich die Vanrier kaum um das, was jenseits ihrer Königreiche geschah. Die Beziehungen zu Erbarior kühlten ab, kaum einmal verschlug es Fremde in die Wälder. Währenddessen dienten die Großköniginnen als Richterinnen, wenn es zwischen den Königen zum Streit kam. Venaya folgte ihrer Mutter Vanraméa. Auf diese folgte Narovane, dann Firanea und Savira. Savira hatte keine Kinder, sodass die Krone an ihre Schwester Silvira ging. Da auch diese zeit ihres Lebens kinderlos blieb, kam nach ihr Silveréa, die Tochter ihres Bruders. Auf Silveréa folgten Iphelia und Elaphoris. Letztere herrschte so lange, dass nach ihr ihre Großnichte Elanea den Thron bestieg. Auf Elanea folgte Linaméa, auf Linaméa Malvena. Diese herrschte ganze einundachtzig Jahre über Vanrania. Nach ihr ging die Krone an ihre Urenkelin Saramis, die sie über ihre Tochter Silvamis an ihre Enkelin Silvanre weitergab.

Bruch mit dem Brauch

Mit Silvanres Tochter Silvanea wurde die nunmehr zwanzigste Großkönigin gekrönt. Unter ihr war Vanrania immer noch ein in sich geschlossenes Bündnis von Reichen, das kaum Umgang zu anderen Reichen pflegte. Die Großkönigin hatte nur mehr wenige Pflichten, da zwischen den sechs Reichen mittlerweile ein Jahrhunderte andauernder Friede herrschte. So kümmerte es zunächst auch kaum jemanden, als Silvanea im Jahr 2314 E.Z. nach einem Sturz vom Pferd den Verstand verlor. An seiner Mutter statt kümmerte sich deren Sohn Raruonor fortan um die Angelegenheiten der Großkönigin. Seine Schwester, die Thronfolgerin Raruvira, heiratete dagegen vor der Zeit einen Adeligen namens Salmunt. So kam es, dass, als Silvanea starb, keine jungfräuliche Erbin zugegen war. Nachdem die Könige sich beraten hatten, wurde es aus diesem Grund Raruonor als erstem Mann gestattet, den Segen der Heiligen Weide zu erbitten. Da er diesen tatsächlich erhielt, wurde er zum ersten männlichen Großkönig von Vanrania gekrönt.

Öffnung des Reiches

Raruonor führte zunächst das Erbe seiner Vorgängerinnen fort. Wenngleich im benachbarten Erbarior der Krieg mit Lau-Onn mit jedem Jahr stärker wütete, mischte er sich nicht darin ein. Wohl aber nahm er Recalion, den Sohn des erbarischen Königs Regnadon, bei sich auf, als dieser vor seinem Vater nach Vanrania floh. Alsbald schlossen die beiden eine Freundschaft, die auch bestehen blieb, als Recalion nach Erbarior zurückkehrte, um seinen Vater zu stürzen. Nach dem Ende des Zweiten Krieges zwischen Erbarior und Lau-Onn begann Raruonor nicht zuletzt Recalions wegen, Vanrania in ein neues Zeitalter zu führen. Mit der Hilfe Erbariors ließ er Straßen durch die Wälder legen, um die Königreiche Vanranias miteinander und der Außenwelt zu verbinden. Auf diese Weise blühte der Handel unter Raruonors Herrschaft auf. Dadurch wuchsen Reichtum und Macht der einzelnen Reiche, aber auch Vanranias im Gesamten.

Jüngere Geschichte

Durch Raruonors Einschreiten im Dritten Krieg zwischen Erbarior und Lau-Onn gewann der Großkönig Einfluss und Ansehen über die Grenzen Vanranias hinaus. In den Jahren, die dem Krieg folgten, herrschte in den sechs Reichen ein reges Kommen und Gehen. Dies lockte jedoch auch Übel an. So kam es, dass im Winter des Jahres 2365 E.Z. das Knochenvolk in den Osten Vanranias einfiel und Teile des Königreiches Demenia plünderten. Da Raruonor der Lage nicht Herr wurde, sann er darauf, ein Bündnis mit den umliegenden Reichen zu schließen.


Einflussbereich

Das Großkönigreich Vanrania bestand aus den sechs Königreichen Erevena, Sirivena, Firagan, Miselar, Enylenia und Demenia. Diese erstreckten sich über große, zumeist bewaldete Gebiete zwischen den Flüssen Leralun im Osten, Amnua im Süden und Lavelunva im Westen, sowie dem Höllengebirge im Norden. Auch die Wildnis, die zwischen den sechs Königreichen lag, wurde zu Vanrania gezählt.


Bevölkerung

Die meisten Menschen, die in Vanrania lebten, waren Vanrier, die im Laufe der ersten Jahrhunderte des Eisernen Zeitalters über Theladien und Guilar in das Land der Wälder eingewandert waren und dort die sechs Königreiche gegründet hatten. Im Westen – insbesondere in Ronarsal und den Sturmhöhen gab es auch Linath, die aus Erbarior eingewandert waren. Im Osten von Demenia und im Norden Enylenias lebten dagegen Abkömmlingen der Völker Pategras. Dazu fand man wie in den meisten Reichen auch in Vanrania hin und wieder Almári.


Gesellschaft

Allgemein

Da Vanrania aus sechs Reichen bestand, gab es keine einheitliche Gesellschaft. So verschwammen etwa in den nördlichen und östlichen Königreichen die Unterschiede zwischen den Ständen, während der Adel in Sirivena und Erevena alles tat, um sich vom gemeinen Volk abzuheben.

Adel

Großkönigin

Die Großkönigin wurde von allen Bewohnern der sechs Reiche als oberste Herrscherin anerkannt. Sie entstammte dem Geschlecht Silvenas, der ersten Großkönigin. Für gewöhnlich wurden nur jungfräuliche Mädchen – zumeist die Töchter, Enkelinnen oder Nichten der Großköniginnen – für die Nachfolge in Betracht gezogen. Ihrer Stellung zum Trotz hatte die Großkönigin im alltäglichen Leben nur wenig Macht. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, Streit zwischen den Königen zu schlichten. Zudem war sie das Oberhaupt der Stadt Dewodios. Nach außen hin wurde die Großkönigin oftmals als Königin von Vanrania bezeichnet. Ihre Kinder waren Prinzessinnen und Prinzen, ihr Gatte wurde Prinzgemahl genannt.

Könige

Die Könige und Königinnen der sechs Reiche waren die wahren Herrscher von Vanrania. In ihrem eigenen Reich hatten sie meist weitreichende Befugnisse und unumschränkte Macht über ihre Untertanen. Voneinander unabhängig erließen sie Gesetze und legten Steuern fest. Die Oberhoheit der Großkönigin erkannten sie alle an, so wie sie auch deren Einmischung in den meisten Fällen duldeten. Die meisten Könige und Königinnen vererbten ihre Würde an ihr ältestes Kind – ohne Rücksicht auf dessen Geschlecht.

Rate und Beamte

Die meisten Königreiche Vanranias verfügten über einen Ältestenrat oder Beamte, die den jeweiligen König bei der Herrschaft unterstützten. Auch die Großkönigin beschäftigte eine zahlreiche Beamte und Botschafter, die für die Beziehungen zwischen den Reichen oder ins Ausland zuständig waren.

Gesetzgebung

Die Gesetzgebung lag in Vanrania in den Händen der Könige und der von diesen ernannten Beamten. Da die Bräuche der einzelnen Königreiche sehr unterschiedlich waren, gab es zum Teil auch sehr unterschiedliche Gesetze. Nur wenige galten indessen für ganz Vanrania.

Bildung

Bildung wurde in den sechs Königreichen sehr unterschiedlich gehandhabt. So gab es in Sirivena, Erevena, Firagan und Demenia öffentliche Schule, während die Bildung in Miselar und Enylenia Sache der Eltern war. Was einen gebildeten Menschen ausmachte, war ebenfalls von Königreich zu Königreich verschieden. Nicht selten war die Bildung des Volkes auch von den Launen des herrschenden Königs abhängig.

Streitkräfte

Vanrania verfügte über kein stehendes Heer. Die Verteidigung und Sicherheit des Volkes lag in den Händen der Könige, die meist nur bei Bedarf ein Heer aus Freiwilligen aufstellten. Die meisten größeren Städte verfügten jedoch über eine Stadtwache.

Glaube und Brauchtum

Die Bewohner von Vanrania huldigten fast ausschließlich den Wahren Göttern, wobei sie der Erdgöttin Lauréa und deren Dimisor Vuna besondere Verehrung zuteil werden ließen. Sie lebten im Einklang mit dem Wald und richteten auch ihr Brauchtum danach aus. Von Königreich zu Königreich waren die Bräuche verschieden, doch gab es manche, die in ganz Vanrania verbreitet waren. So galt etwa der Blick einer Wildkatze als Schutz vor Unheil, weshalb viele Vanrier ihre Türen mit Katzenaugen bemalten. Zudem galt es in ganz Vanrania als großer Frevel, eine Weide zu fällen, da diese für heilig gehalten wurde.

Anlässe

Geburt

In ganz Vanrania wurde ein Kind nach der Geburt einem bestimmten Baum geweiht, indem es von seinen Eltern zwischen dessen Wurzeln gelegt wurde. Bäume dieser Art galten von da an als Beschützer des Kindes.

Tod

Die Bewohner Vanranias bestatteten ihre Toten meist in der Erde. Wenn es möglich war, wurde der Verstorbene in der Nähe seines Schutzbaumes oder eines Baumes derselben Art bestattet. Da die Vanrier Bäume sehr achteten, galt die Feuerbestattung in großen Teilen des Reiches als Frevel.

Krönung der Großkönigin

Starb eine Großkönigin, traten die Könige der sechs Reiche in Dewodios zusammen. In ihrem Beisein musste die von der Großkönigin ausersehene Erbin den Stamm der Heiligen Weide berühren. Trug der Baum im darauffolgenden Frühjahr goldene Blüten, wurde eine neue Großkönigin gekrönt. War dies nicht der Fall, wurde eine andere geeignete Erbin zur Weide geführt. Die Krönung der Großkönigin erfolgte im Beisein der Könige. Danach trat die Großkönigin vor das Volk, um eine Rede zu halten.

Feiertage

Vunas Erwachen

Vunas Erwachen galt in Vanrania als erster Tag des Jahres und kennzeichnete den Beginn des Frühlings. Vielerorts wurden an diesem Tag Umzüge mit farbenfrohen Gewändern abgehalten.

Tag des Lichtes

Der höchste Feiertag im Glauben an die Wahren Götter wurde in Vanrania zur Sommersonnenwende feierlich mit einem Fest zu Ehren Enéras, der Göttin des Lichtes, begangen.

Tag der Farben

Der Tag der Farben im Herbst war der Göttin Lauréa geweiht. An diesem Tag dankten die Bewohner Vanranias der Göttin für den Reichtum des Waldes.


Wirtschaft und Handel

Die Königreiche von Vanrania blieben seit ihrer Gründung meist unter sich und trieben nur wenig Handel. Wenn sie handelten, dann untereinander und kaum mit Reichen jenseits der Waldgrenze. Erst unter Raruonor öffnete sich Vanrania nach außen hin. Gold und Silber bedeuteten den meisten Vanriern nichts, da sie sich vielmehr auf Tauschhandel verließen. In den Sturmhöhen um Ronarsal und im Norden von Firagan gab es einige wenige Bergwerke, die Erze förderten. Zumeist hielten sich die Bewohner von Vanrania jedoch an das, was der Wald ihnen gab. Viele lebten von der Jagd. Ackerbau wurde nur in Demenia in größerem Umfang betrieben, aber auch in Firagan und im Umland von Dewodios gab es bestellte Felder.


Beziehungen

Die meisten Könige und Großköniginnen von Vanrania hatten wenig mit der Welt außerhalb des Waldes zu tun. Sie strebten nicht nach Eroberungen oder Reichtum. Mit Erbarior verband Vanrania eine jahrhundertealte Freundschaft, die jedoch zum größten Teil darauf bestand, dass die beiden Reiche einander in Ruhe ließen.


Erwähnung

  • DWS: 85, 92-93, 157, 223
  • DEDV: 24, 230
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